Die Bundesregierung will sich vom Import von Futtermitteln aus Übersee unabhängig machen. Rund 40 Millionen Tonnen Kraftfutter aus den USA und Lateinamerika landen jährlich in den Futtertrögen hiesiger Mastanlagen. Die Europäer decken auf diese Weise etwa 80 Prozent ihres Futtermittelbedarfs - alles andere als Erbsenzählerei. Nach etlichen Jahren des Raubbaus an lateinamerikanischen Böden und Abholzung des Regenwalds, hat die Politik erkannt, dass Kraftfutter auch hier erzeugt werden kann. Die damalige Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner hat dafür ein eigenes Konzept entwickelt und als Eiweißpflanzenstrategie Ende letzten Jahres veröffentlicht.
Darin heißt es: "Eine konsequente Einbeziehung von Leguminosen in Anbausysteme und Fruchtfolgen führt zu einer positiven Kohlenstoffbilanz und einer verbesserten Bodenfruchtbarkeit. Der Verbrauch an Stickstoffdünger und die Emission von Treibhausgasen in der Landwirtschaft können signifikant verringert und ein wichtiger Beitrag zur biologischen Vielfalt unserer Agrarlandschaften geleistet werden."
Zunächst einmal absolut unverständlich, denn Leguminosen besitzen bemerkenswerte Eigenschaften. Sie können als einzige Pflanzengattung Stickstoff aus der Luft binden und im Boden anreichern. Durch ihren hohen Eiweißgehalt sind sie als Futtermittel für die Mast bestens geeignet. Die ökologische Landwirtschaft mit ihrer Kreislaufwirtschaft macht sich die Fähigkeiten der Leguminosen seit eh und je zu nutzen. Doch chemisch-synthetische Düngemittel und vor allem der Mais drängten die Hülsenfrüchte immer mehr in den Hintergrund.
Doch inzwischen haben sich ganz neue Problemfelder aufgetan, bei denen die Leguminosen mit ihren besonderen Eigenschaften punkten können: Die Stickstoffbindung hilft zum Beispiel gegen den Klimawandel. Denn Studien haben ergeben, dass bei der gängigen Düngepraxis erhebliche Mengen Lachgas in die Atmosphäre entweichen. Dort verursachen sie einen 300-mal höheren Treibhauseffekt als CO2. Der EU-Parlamentarier Martin Häusling von den Grünen rechnet vor, dass ein Ackerbau, der auf Leguminosen als Stickstoff-Lieferanten setzt, rund zwei Drittel weniger CO2 in die Atmosphäre pusten würde.
Wenn es auf diesen Forschungsäckern gelingt, Soja und andere Leguminosen gewinnbringend anzubauen, dann könnte das ein großes Comeback für die Hülsenfrüchte in der Landwirtschaft bedeuten.
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